Unser erster Besuch bei
"Great Hounds in Need"

Schon lange war der Wunsch da, unseren Partner in Irland persönlich kennen zu lernen. Corona hat einen Besuch in Irland aber leider nicht möglich gemacht, daher ergab es sich jetzt kurzfristig, die Gunst der Stunde zu nutzen und einen Trip nach Irland zu unserem Partner „Great Hounds in Need“ zu planen.

Irland ist ja nicht gleich ums Eck und da man auch die eigenen Hunde und die Familie für eine Woche gut versorgt haben muss, ist es doch eine kleine Herausforderung. Doch wenn man will schafft man alles.

So war nun die Reise geplant und auf gings, Abfahrt 2.45 Uhr (in der Nacht) mit dem Flixbus nach Wien, Abflug 7.40 nach Dublin. Nach einer kleinen Verspätung beim Abflug sind wir um 10.40 (Ortszeit) in Irland gelandet. Die Freude war groß, endlich unseren Paul, mit dem wir seit zwei Jahren zusammen arbeiten, kennen zu lernen. Die Fahrt zum Shelter hat rund zwei Stunden gedauert.

Und da war nun das, von dem wir immer Fotos, Videos und Berichte auf Facebook gesehen haben, die Auffangstation, in der schon alle Österreichischen Greys, die über unseren Verein vermittelt wurden, ein erstes Zuhause nach dem Leben als Rennhund gefunden hatten.

Paul hat uns mit seiner netten und höflichen Art alles erklärt. Von der ersten Minute an durften wir Hunde streicheln, die Zwinger säubern, bei der Fütterung helfen, Hinterlassenschaften wegräumen, Spaziergänge mit den Hunden machen, Kaffee kochen (was auch ganz wichtig war!) und bei der Gartenarbeit unterstützen.

Der Tagesablauf ist klar strukturiert: in der Früh werden die Hunde, die in 5 Gruppen unterteilt sind, zuerst in den Auslauf entlassen, die Zwinger gereinigt und danach gefüttert. Das dauert dann schon mal ein paar Stunden. Aktuell sind 23 Hunde zu versorgen. Danach ruhen die Hunde. Unter Tags werden sie, wenn nicht ein Tierarzttermin oder andere Aktivitäten notwendig sind, auch in den Auslauf entlassen, sie dürfen die Sonne genießen, die an jedem Tag unseres Besuchs gescheint hat. Richtig warm war es! Am späten Nachmittag dann das gleiche Prozedere, raus lassen, putzen, streicheln und knuddeln, füttern, Abendruhe. Geputzt wird viel und auch auf eventuelle Krankheiten geachtet, damit sich alle Hund wohl fühlen und gesund bleiben.

Für die Fütterung der Hunde geht täglich fast ein 15 kg Sack Futter drauf, wenn man das hochrechnet, weiß man, wie hoch alleine die Futterkosten für einen Monat sind. Kastrationen, Entwurmungen, Impfungen, Chippen, Verletzungen behandeln lassen, Spritkosten, Strom, Wasser und vieles Mehr, Ausgaben, die nur durch Spenden bezahlt werden können.

Die Greyhündin Winnie durften wir zum Tierarzt begleiten, sie wurde während unseres Besuches kastriert. Eine große Tierarztpraxis, bei der die Pferde am Parkplatz stehen und des Chef ist ein sehr netter älter Herr, der begeistert ist von Österreich, wie wir in einem kleinen Gespräch herausgefunden haben. Ein Tierarzt, der „Great Hounds in Need“ auch sehr unterstützt und ein Herz für die geretteten Hund hat, das ist großartig!

Ein kleiner Ausflug in die Stadt „Kilkenny“ stand auch auf dem Programm. Irland ist voll mit historischen Bauten und alten Gemäuern. Wunderschön!

Das aller Wichtigste sind aber natürlich die Greys und Lurcher, die von Paul liebevoll versorgt werden: man trifft auf glückliche, freundliche und fröhliche Hunde, die einen noch gezeichnet von ihrem harten Vorleben, manche noch ein bisschen schüchtern, die anderen schon sehr an die Routine und den Tagesablauf im Shelter gewöhnt.

Liam ist uns ans Herz gewachsen, er ist ausgelaugt und körperlich fertig, eine Zehe fehlt ihm. Doch trotzdem kommt er freundlich auf einen zu, gibt kleine Küsschen, schmiegt sich zu einem hin, braucht viel körperliche Nähe. Wie gerne würden wir für ihn zumindest eine Pflegestelle finden! Aber auch Oscar ist großartig, die ersten Tage hat er uns noch mit großen Luftsprüngen begrüßt und uns dabei fast umgeworfen, nach zwei Tagen war das aber vorbei, er hat sich an unsere Anwesenheit gewöhnt. Alle Greys sind unglaublich lieb! Viele Streicheleinheiten wurden verteilt, es waren nie genug. Movie, Snowy, Rocket, Ruby, George, Meg, Robin, Night Knight, Hannon und noch viele, viele mehr. Kuscheln, schmusen, bürsten, Küsschen verteilen, man könnte mit ihnen den ganzen Tag verbringen. Jeder Grey und jeder Lurcher ist einzigartig, Ruby und Titch sind entzückend und haben immer gute Laune.

Schon schlimm zu hören durch welche Umstände die Greys zu Paul kommen: die einen werden direkt von den Züchtern abgegeben, die anderen werden zum Tierarzt gebracht um dort euthanasiert zu werden. Paul wird dann kontaktiert, ob er Platz hat. Auch werden Hunde aus dem Pound geholt, ein öffentliches Tierheim, in dem die Hunde, die nicht abgeholt werden nach einer gewissen Zeit auch euthanasiert werden dürfen. In Irland ist der Greyhound laut Gesetz ein Nutztier, wir wissen was das bedeutet und möchten das hier nicht beschreiben. Unbegreiflich! Traurig!

Am Abreisetag war um 5.00 Uhr Tagwache, Fahrt zum Flughafen und statt um 10.40 Uhr gings erst um 11.40 Uhr mit Verspätung retour nach Österreich.

Unser Besuch bei „Great Hounds in Need“ war sehr emotional. Alles gerettete Seelen, die das Glück haben, in ein paar Wochen oder Monaten bei einer liebevollen Familie in Österreich oder aber auch in Slowenien, Tschechien, Schweden oder Deutschland ein Zuhause zu finden. So viele dürfen das nicht erleben, das macht uns sehr traurig und nachdenklich. Die Rennindustrie züchtet trotz sinkender Besucher in den Stadien auf Teufel komm raus, das Rad dreht sich weiter. Doch mit dem Engagement unseres Vereins und der Hilfe von hoffentlich ein paar netten Menschen können wir gemeinsam etwas in Österreich bewegen, denn wie heißt es so schön:

Wir können nicht alle Greys dieser Welt retten, aber wir können die ganze Welt eines Greys retten.

Wir danken Paul von ganzen Herzen, dass wir sein Gast sein durften und dass er diesen tollen Windhunden so viel Liebe gibt und sie für die Reise in ihre Familie so aufopfernd betreut.

Bitte spendet an „Great Hounds in Need“, damit diesen tollen Windhunden weiterhin geholfen werden kann und nehmt mit uns Kontakt auf, wenn Ihr unseren Verein unterstützen möchtet, wir danken Euch!

PS: Während unseres Aufenthalts in Irland haben wir keinen einzigen Grey als Haustier gesehen. Paul sagt, es gibt ein Umdenken bei den Menschen und wir wissen, dass auch Greys als Haustiere in Irland gehalten werden, …. wir haben außerhalb des Shelters einige Hunde gesehen, doch keinen einzigen Greyhound.

25.7.2022